Selbsthilfe

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Psychotherapie: Integrative Verhaltenstherapie im
Kontext der Psychosynergetik


Psychosyergetik stellt einen theoretischen Rahmen zur Verfügung, in dem sich unterschiedliche Prinzipien und Methoden der Psychotherapie kohärent abbilden und ganzheitlich integrieren lassen. Ingesamt besteht die größte Nähe zur Verhaltenstherapie (insbesondere Kognitive Verhaltenstherapie und Verfahren der „Dritten Welle“). So gut wie alle von der Psychosynergetik propagierten therapeutischen Verfahren im engeren Sinne stammen aus diesem Bereich und sind mithin von dort her wissenschaftlich und empirisch legitimiert. Wichtige Bezüge bestehen ferner zur Logotherapie nach Viktor Frankl und zur Systemischen Therapie.

Ein Hauptkennzeichen ist die konsequente Umsetzung des Prinzips „Hilfe zur Selbsthilfe“ (bzw. „Psychothera-pieziel Selbstbehandlung“ oder „Selbstmanagement-Therapie“). Entsprechend spielt in der Praxis die selbständige Arbeit mit speziell entwickelten Selbsthilfematerialien und Selbsthilfebüchern eine zentrale Rolle. Als Teil der Positiven Psychologie ist Psychosynergetik in hohem Maße auf Salutogenese und Ressourcenaufbau orientiert.

Aus einer Fehlpassung zwischen individuellen Dispositionen und Belastungsprofil entsteht zunächst eine Ausgangsproblematik (psychosomatische Missempfindungen, „depressive Durchhänger“, Ängste aller Art). Unter der Voraussetzung eines hohen Kohärenzgefühls kann auch eine sehr graviernde Ausgangsproblematik lange ausgehalten werden. Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie - so formulierte es Nietzsche klassisch. Eine klinisch relevante psychische Störung entsteht meist erst dann, wenn das Kohärenzgefühl zusammenbricht: Der Sinn für Leben und Leiden geht verloren und/oder das Leiden wird als nicht verstehbar und nicht beherrschbar erlebt. Was immer man auch über einen längeren Zeitraum tut und versucht, um Besserung zu bewirken – es fruchtet nichts. Und nun entsteht eine Folgestörung, die erst in die klinische Erkrankung führt. Hierbei spielen Teufelskreise eine entscheidende Rolle, die negative Emotionen aufschaukeln, in Hyperreflexion, Hyperintention, reflexive Blockierung und schließlich Verzweiflung und Demoralisierung münden.

Die in der Psychotherapie zu vermittelnden Modelle und Kompetenzen haben also idealtypisch folgende Aufgaben:

1. Sie müssen die psychischen Eskalationsmechanismen der Folgeproblematik verstehbar machen und Techniken aufzeigen, wie man sie unterbrechen und ihr Ingangkommen nachhaltig verhindern kann.

2. Sie müssen die Grundfunktionen von Psyche (und Körper) verstehbar und handhabbar machen, damit ein gelingendes Selbstmanagement erlernbar wird.

3. Sie müssen Wege aufzeigen, wie man Sinnmomente im eigenen Leben ausbauen und entwickeln bzw. auffinden kann.

4. Vor diesem neuen Verstehenshintergrund muss dann die individuelle Ausgangsproblematik bearbeitet werden: Welche individuellen Eigenarten hat der Klient (genetische Veranlagung, fehlgeleitete Lernprozesse, traumabedingt)? In welchen dysfunktionalen Erlebens-, Reaktions- und Verhaltensweisen drückt sich das aus? Wie passt das und auch das Profil der Stärken und Schwächen des Klienten zum Anforderungsprofil seiner Lebensnische? Welche spezifischen Reibungspunkte und Eskalationsmechanismen ergeben sich hier aus möglichen Fehlpassungen? Was kann wie an den Einstellungen, an den Reaktions- und Verhaltensmustern des Klienten verändert werden? Welche Veränderungen an der Lebensnische sind zu welchem Preis möglich und sinnvoll?

Die Punkte 1 bis 3 fallen offensichtlich in eins mit der Aufgabe, das Kohärenzgefühl beim Klienten wieder aufzubauen. Genau dies ist das Hauptziel der Selbsthilfematerialien, die im Rahmen der Psychosynergetik entwickelt wurden.

Die Folgestörung ist in ihren Mechanismen und Erscheinungen sehr viel uniformer als die individuelle Ausgangsproblematik. Deshalb kann ein Großteil der hier zu leistenden Therapiearbeit in Gruppenform erfolgen. In Ergänzung zu den verbreiteten störungsspezifischen Gruppenmodulen könnte man hierin eine Art „allemeines Salutogenese-Modul“ sehen.

Im Zusammenwirken mit Dr. Kilian Mehl und dem Klinikteam etwickele ich an der Klinik Wollmarshöhe ein solches Salutogenese-Modul (Seminar „Selbstmanagement und Umgang mit psychischen Problemen“ zwei mal 90 Minuten pro Woche). Darüberhinaus sind die Patienten angehalten, sich mit für sie passenden Selbsthilfe-Materialien auseinanderzusetzen. Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten sind entsprechende Evaluierungsstudien geplant.